Gesellschaft für
christlich-jüdische Zusammenarbeit
Lüneburg e.V.
Nach vielen vergeblichen Anträgen und langem Warten konnte die jüdische Gemeinde 1823 endlich ein Grundstück für ihren Friedhof erwerben. Vorher musste sie ihre Toten auf den Friedhöfen in Bleckede, Winsen und Harburg bestatten. Im Jahre 1827 fand dann die erste Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof in Lüneburg statt, 1939 die letzte. 1885 war der Friedhof erweitert worden.
Fotos: Grabstätte Philipp (mit Unterschrift; Fotos von den Nachfahren der Familie Philipp/Marx)
Foto links: Grabstein Hermann Jacobsohn
(mit freundlicher Genehmigung von Ruth Verroen)
Foto rechts: Grabstein Salomon Heinemann
(Stadtarchiv Lüneburg, StadtALg_BS_44155,
Werner Rößner)
1938 begannen NSDAP und Sa damit, den Friedhof zu zerstören
Stadtarchiv Lüneburg, StadtALg_BS_7131, Werner Rößner
Stadtarchiv Lüneburg, StadtALg_BS_7132; Werner Rößner
Stadtarchiv Lüneburg, StadtALg_BS_7133; Werner Rößner
Foto: Reiner Pohlmann
In einer Aktion von NSDAP und SA wurde der jüdische Friedhof geschändet und verwüstet und in den folgenden Jahren völlig zerstört. Die Stadt hatte 1944 das Friedhofsgelände für 1.000,- RM zurückgekauft. Die intakt gebliebenen Grabsteine wurden zum Teil an einen Steinmetz in Dahlenburg verkauft und zum Teil für das Fundament eines Behelfsheimes verwendet, die Begräbnisflächen eingeebnet und den Mietern als Gemüseland zugewiesen, in der Trauerhalle („Kapelle“) wurde eine Tischlerwerkstatt eingerichtet.
In einem Brief der Stadt aus dem Jahre 1947 an den damaligen Vorsteher der jüdischen Gemeinde wird die vollständige Zerstörung des Friedhofs bestätigt und zynischerweise darauf hingewiesen, dass diese „nur oberirdisch erfolgt“ sei. Da es keine jüdische Gemeinde mehr in Lüneburg gab, ging der Friedhof 1955 gegen Bezahlung an den Landesverband der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen über. Im Herbst 2022 hat der Rat der Stadt beschlossen, dieses Geld dem Landesverband zurückzuerstatten.
1967 wurde die Baracke abgerissen, und dabei entdeckte man 12 un- bzw. nur leicht beschädigte Grabsteine, die dann wieder aufgestellt wurden (allerdings waren die ursprünglichen Grabstätten nicht mehr zu ermitteln), sowie 15 intakte Sockel und Bruchstücke.
Heute sieht der Friedhof so aus:
Auf den Grabsteinen findet man folgende Namen:
Marcus Heinemann, Henriette Heinemann, Salomon Heinemann, Sophie Heinemann, Robert Heinemann, Selma Heinemann, Seraphine Heinemann, Sally Heinemann, Martha Heinemann, Willy Heinemann, Sara Emilie Heinemann, Emma Lindenberg, Rosa Lindenberg, Ferdinand Lindenberg, Gerson D.Lindenberg, Sophie Salomon geb. van Bierma, Jacob Valentin, Friederike Valentin geb. Jacobsohn
1965 wurde ein Obelisk zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde errichtet. Der Gedenkstein trägt folgende Inschrift:
„Wäre nicht der Ewige uns beigestanden, gingen über unsere Seelen
die schwellenden Wasser hin. Ps.124, 2 u. 5
Zum Gedächtnis der Seelen unserer Brüder und Schwestern, die auf
diesem Friedhof ihre Ruhestätte gefunden haben.“
Im Jahre 1912 war auf dem Friedhof der Synagogengemeinde eine Leichenhalle nach den Plänen des berühmten Lüneburger Architekten Franz Krüger erbaut worden.
(Die Trauerhalle auf dem Jüdischen Friedhof, Am Neuen Felde 10 Zeichnung Franz Krüger, 1912)
Im Gegensatz zur Synagoge blieb dieses Gebäude erhalten, wenn es auch seiner Funktion beraubt war.
(Foto Franz Krüger, 1912)
Zur Verhinderung von Vandalismus wurden später die Fenster zugemauert und die Inschrift über der Eingangstür entfernt. Im Inneren der inzwischen sanierungsbedürftigen Halle hängen heute Tafeln mit den Namen der auf dem Friedhof beigesetzten Gemeindeglieder.
1989 hat die Stadt Lüneburg eine Gedenktafel neben der Eingangstür angebracht:
Abschriften der Namen der bestatteten jüdischen Personen auf den Messingtafeln der Trauerhalle auf dem jüdischen Friedhof Lüneburg:
Namensliste
Quellen:
* Sibylle Bollgöhn, Jüdische Familien in Lüneburg, Geschichtswerkstatt Lüneburg 1995
* Uta Reinhardt, Der jüdische Friedhof in Lüneburg und die Leichenhalle des Architekten Franz Krüger, in: Lüneburger Blätter 31 (2004)
* Museumsverein des Fürstentums Lüneburg (Hrs.), Franz Krüger 1873 – 1936, Ein Leben in und für Lüneburg, Lüneburg 2017
Fotos:
Sofern nicht anders angegeben: © Maja I. Schuette-Hoof